Während des Winters 2018 führten Beamte der Bundesregierung eine merkwürdige und geheime Untersuchung über bestimmte Zustände im Dorf Altschauersmouth in Emskirchen durch. Die Öffentlichkeit erfuhr erst im Februar davon, als eine großangelegte Serie von Razzien und Verhaftungen erfolgte, und dann das gezielte Niederbrennen und die Sprengung – unter den angemessenen Vorkehrungen – eines verrotteten, wurmzerfressenen und vermutlich leeren Hauses entlang der verlassenen Strasse Altschauersmouth 8. Unbedarfte Gemüter schrieben diesen Vorfall einem der größeren Zusammenstöße im sporadischen Krieg gegen den Löschzwergschmuggel zu.
Diejenigen allerdings, die Nachrichten genauer verfolgten, wunderten sich über die außerordentlich hohe Zahl der Verhaftungen, die unnormal großen Mannschaftsstärken während der Aktion, und die Geheimhaltung darum, wohin die Gefangenen gebracht worden waren. Es wurden keine
Prozesse oder auch nur präzise Anklagen mitgeteilt; auch wurden keine der Gefangenen anschließend in den allgemeinen Gefängnissen des Landes gesichtet. Es gab ungenaue Mitteilungen über Seuchen und Konzentrationslager, und später über die Verteilung auf verschiedene
Einrichtungen der Psychatrie und des Militärs, aber nichts Endgültiges drang jemals nach draußen. Altschauersmouth wurde nahezu entvölkert zurück gelassen, und selbst heute zeigen sich nur Anzeichen einer sich allmählich erholenden Belebung.
Beschwerden von vielen liberalen Youtubern wurden mit langen, vertraulichen Gespräche begegnet, und deren Vertreter wurden zu bestimmten Lagern und Gefängnissen gebracht. Als Ergebnis wurden diese Youtuber daraufhin überraschend passiv und zurückhaltend. Fernsehjournalisten waren schwieriger zu bearbeiten, aber schlussendlich schienen sie alle mit der Regierung zu kooperieren. Nur eine einzige Zeitung – der Altschauerberger Anzeiger, das man immer aufgrund ihrer spekulativen Berichterstattung nicht für ernst genommen hatte – erwähnte einen Polizisten namens Müller, der jenseits des Amtsgerichts in Neustadt an der Aisch Schüsse abgefeuert hatte. Diese Meldung, zufällig in einem Stammlokal von bayrischen Mistbauern aufgeschnappt, schien in der Tat etwas weit hergeholt; denn das Amtsgericht liegt 7,5 Meilen von Altschauersmouth entfernt.
Leute in der Region und in den umliegenden Orten haben sich untereinander eine ganze Menge über das Alles unterhalten, aber nur sehr wenigen Außenstehenden gegenüber geäußert. Sie hatten seit fast 30 Jahren über das sterbende und halb-verlassene Altschauersmouth viel gesprochen, und keine Neuigkeit konnte waghalsiger oder schrecklicher sein als das, was sie seit Jahren flüsterten oder andeuteten. Viele Sachen hatten sie gelehrt, verschlossen zu bleiben, und so gab es jetzt keine Notwendigkeit, Druck auszuüben.
Ich jedoch werde jetzt den Bann brechen, der auf diesen Dingen liegt. Die Ergebnisse, da bin ich sicher, sind derart komplex, dass außer einem Schock des Abscheus kein weiterer öffentlicher Schaden jemals dadurch entstehen kann, wenn man darauf hinweist, was von den entsetzten Regierungsbeamten in Altschauersmouth vorgefunden worden war. Und übrigens gibt es für das, was gefunden worden war, möglicherweise mehr als nur eine Erklärung. Ich weiß nicht, wieviel mir von der ganzen Geschichte erzählt worden ist, und ich habe viele Gründe, der Sache
nicht tiefer auf den Grund gehen zu wollen. Meine Berührung mit dieser Angelegenheit war für mich intensiver als für jeden anderen Privatmann, und ich habe Eindrücke davongetragen, die mich nun zu noch drastischeren Maßnahmen zwingen.
Ich bin es gewesen, der in den Abendstunden des 20. August 2018 panikartig aus Altschauersmouth geflohen ist, und dessen verstörte Bitten nach einer Regierungsuntersuchung und Maßnahmen zu dieser, die ganze Aktion, wie berichtet, auslöste. Ich war vollkommen gewillt, über
diese Sache zu schweigen, solange sie neu und unklar war; aber da es sich nun um eine altbekannte Geschichte handelt, an der das öffentliche Interesse und die Neugier vergangen sind, habe ich das merkwürdige Verlangen, mich über diese furchterregenden Stunden in dem berücht-
igten und mit Inzest überschatteten Dorfes des Gestanks und seiner blasphemischen Abnormität im Flüsterton auszulassen. Alleine darüber zu sprechen, hilft mir, mein Vertrauen in meine eigenen Fähigkeiten zurück zu gewinnen; und mir zu versichern, dass ich nicht einfach
der Erste war, der diesem ansteckenden Alptraum an Halluzination verfiel. Auch hilft es mir dabei, zu entscheiden, nun jenen letzten schrecklichen Schritt zu tun, der vor mir liegt.