Man bekommt glücklicherweise nicht, was man befürchten könnte, sondern was man sich erhofft: einen klassischen Hellraiser-Film. Es gibt also keine großen Überraschungen oder Experimente.
Die Story ist klassisch: reicher Mann, der alle irdischen Freuden erlebt hat, sucht nach mehr, findet die Cenobiten und wird in deren Welt gezogen. Jahre später finden dann neue Leute den Würfeln und kommen in Kontakt mit den Cenobiten. Es gibt einen klitzekleinen Twist am Ende, aber auch der ist klassisch und nicht zu absurd. Er ist quasi vorher sehbar und ruiniert nichts.
Die Cenobiten tauchen immer nur relativ kurz auf, also eigentlich wie im Original-Film. Sie werden also wie klassische Horror-Film-Figuren benutzt. Ich mag die Szenen, wenn sich die Portale öffnen, aus denen die Cenobiten kommen. Es gibt z.B. eine Szene, in der sich ein Van in eine dunkle Gasse verwandelt und dort ein Opfer auf die Cenobiten trifft. Das hat mir sehr gut gefallen.
Und ich mag die Gewalt-Szenen. Die sind sehr gut designed und umgesetzt und überraschend explizit hier und da. Der Horror besteht nicht nur in der Gewalt, sondern findet auch auf der psychologischen Ebene statt. Beides ist eben wieder sehr klassisch gehalten.
Es gibt eigentlich nur eine Sache, die mir nicht gefällt: Die Cenobiten tragen alle quasi ins Fleisch reingeschnitte Rüstungen. Das sieht mir zu sehr nach "biochemical machines" aus, etwas zu cyberpunkig, zu futuristisch. Es sieht nicht komplett Scheiße aus und ich verstehe die Idee dahinter, ich finde einfach nur die Umsetzung nicht so gut gelungen.
Der Cast ist quasi sehr divers: Menschenhauptrolle ist eine junge Frau, in der Opfergruppe gibt es einen Schwulen und eine asiatische Frau und Pinhead wird eben von einem Troon gespielt. Daran könnte man sich jetzt im Grunde stören, aber eigentlich spielt es keine Rolle im Film. Die Figuren machen einfach ihr Ding, ohne dass eben der diverse Hintergrund der Figuren überhaupt eine Rolle spielt. Der Schwule macht hald eben nicht die ganze Zeit Schwulensachen und muss betonen, dass er schwul ist, die Asiatin jammert nicht über Diskriminierung, etc. Die Figuren sind einfach so. Das ist, wie ein diverser Cast aussehen und gehandhabt werden sollte.
Man kann jetzt natürlich auch doof finden, dass ein Troon für die Rolle des Pinhead genommen wurde. Aber mir hat Pinhead gefallen. Eben weil er sehr viel androgyner wirkt. Sie haben es geschafft, Pinhead nicht zu versauen und ihn näher am Original zu halten, ohne dass der neue Pinhead dem alten, ikonischen Film-Pinhead den Rang ablaufen würde.
Ich hasse eigentlich die allermeisten modernen Remakes and Reboots, egal welches Genre. Aber der neue Hellraiser dürfte vermutlich das beste Reboot der 2000er Jahre, gerade im Horror-Genre, sein.
Ich mochte vor allem die letzten Szene sehr.